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Norwegischer Verkehrssektor gibt Klima oberste Priorität

8. Mai, 2019
VON The Explorer
action shot of busses driving past bus stop in Oslo neighbourhood

Redink/Krister Sørbø

Der Verkehrssektor befindet sich weltweit im Wandel. Norwegen ist in der Erforschung nachhaltiger Lösungen bereits weit gekommen.

Das Verkehrswesen ist in Norwegen einer der Hauptverursacher von Treibhausgasemissionen und für rund 31 Prozent des Kohlendioxidausstoßes des Landes verantwortlicht. Um diesen Wert zu verringern, bedarf es einer großflächigen Elektrifizierung, die wiederum umfassende Innovationen in allen Bereichen der verkehrstechnischen Wertschöpfungskette fordert.

Norwegen ist in Sachen Elektrifizierung auf einem guten Weg. Elektrofahrzeuge erlebten einen rasanten Aufschwung. Im Jahr 2018 war jedes zweite verkaufte Auto ein Elektro- oder Hybridauto. Aus der ganzen Welt kommen Delegationen ins Land, um zu lernen, wie Norwegen das geschafft hat.

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Smart-Charge-Ladestation für Elektrofahrzeuge von Meshcrafts.

Das Thema Nachhaltigkeit spielt auch bei anderen Transportformen eine Rolle. Der Seeverkehr steigt nach und nach von stark umweltbelastenden fossilen Brennstoffen auf grünere Brennstoffe und Elektrizität um. Manche Akteure des Personenverkehrs haben sich sogar zum Ziel gesetzt, komplett emissionsfrei zu werden.

Eine grüne Wende des Verkehrssektors bringt eine Vielzahl von Vorteilen mit sich. Neue Technologien werden Emissionen nicht nur verringern. Sie können auch das Transportwesen als Ganzes stärken, die Mobilität verbessern und die Sicherheit erhöhen.

Eine maritime Revolution

Der private und öffentliche Sektor haben sich in Norwegen zusammengetan und das Green Coastal Shipping Programme ins Leben gerufen. Zu seinen spannendsten Projekten zählt die Yara Birkeland. Sie soll das erste komplett autonome und vollelektrische Containerschiff der Welt werden. Die gewerbliche Inbetriebnahme ist für 2020 geplant. Dann soll das emissionsfreie Schiff Yaras Dünger von der Fabrik nahe Porsgrunn weiter südlich nach Brevik und Larvik transportieren und so 40.000 Transportfahrten zu Lande ersetzen. Dadurch werden 750 Tonnen weniger Kohlendioxid ausgestoßen.

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Yara Birkeland, das autonome emissionsfreie Containerschiff.

Auch die ersten hybriden Shuttle-Tanker sollen 2020 geliefert werden. Etwa die Hälfte des aus der Nordsee gewonnenen Öls wird ins Vereinigte Königreich und nach Norwegen transportiert. Teekay entwickelte eine Technologie, mit der Shuttle-Tanker ihre eigenen Emissionen als Treibstoff nutzen können.

Was die Personenbeförderung zu Wasser anbelangt, spielen Energieeffizienz und Emissionsausstoß nun eine Rolle bei allen öffentlichen Auftragsvergaben im norwegischen Fährwesen. Dank dessen werden bis 2021 insgesamt 70 vollelektrische und hybride Fähren vor der Küste Norwegens verkehren. Die erste elektrische Fähre wurde 2015 in Betrieb genommen.

Auch in der Tourismusindustrie ist die Elektrifizierung angekommen. Brødrene Aa konstruierte das Sightseeing-Schiff Future of the Fjords. Der Katamaran bietet Platz für 400 Passagiere und verkehrt seit Mai 2018 im Sognefjord – und zwar komplett emissionsfrei.

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Emissionsfreies Sightseeing-Boot Future of the Fjords.

Große Ambitionen für den Nahverkehr

Ruter – das Transportunternehmen der Region Oslo – hat sich klare Ziele für eine umweltfreundliche Zukunft des öffentlichen Verkehrs gesetzt. Das Unternehmen erklärte, dass bis 2028 all seine Transportmittel emissionsfrei sein werden. Dazu gehören Busse, Boote, Minibusse und Taxis. Ruter nennt sein Vorhaben ambitioniert, aber realistisch.

Um das Stauaufkommen in urbanen Gebieten zu verringern, wird nun die Möglichkeit erforscht, den öffentlichen Nahverkehr auf Wasserwege umzulegen. Das norwegische Expertenzentrum Maritime CleanTech entwickelt gerade das emissionsfreie und superschnelle Urban Water Shuttle. Es soll mit Batterien laufen und die Stadtbevölkerung ganz ohne Straßen von A nach B bringen. Da acht der 10 größten Städte der Welt an der Küste liegen – und die meisten Großstädte im Inland an Flüssen – könnten diese Alternativen einen bedeutenden Unterschied machen.

Damit Stadtbewohner ihre Autos tatsächlich zu Hause stehen lassen und auf öffentliche Verkehrsmittel zurückgreifen, muss ihnen das System entgegenkommen. Entur will dafür sorgen, dass die öffentlichen Verkehrsmittel Norwegens mehr genutzt werden. Das Unternehmen führt ein nationales Register mit Daten aller öffentlicher Verkehrsmittelbetriebe im Land. Diese stehen App- und Service-Entwicklern zur freien Verfügung. Entur nutzt die Daten außerdem für einen landesweiten Routenplaner. Doch das ist erst der Anfang. Open Data kann in Zukunft für noch viele weitere Projekte genutzt werden.

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Plattform Urban Sharing zum Teilen von Infrastrukturdaten.