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See detailsIsabelle Ringnes
Wenn Technologie die Herausforderungen unserer Zeit lösen soll, müssen wir die Entwicklung von Technologie verändern.
Bereits mit 29 Jahren ist Isabelle Ringnes eine starke Stimme in der norwegischen Innovationsszene. Die Norwegisch-Amerikanerin ist Mitgründerin von TENK, dem norwegischen Technologie-Netzwerk für Frauen, und von #ShesGotThis (#Hunspanderer auf Norwegisch), das sich mit der Gleichstellung von Frauen und Männern in Unternehmen befasst.
„Etwas hat mich in den letzten Jahren geärgert“, so Ringnes: „Nehmen wir zum Beispiel den Pitch von 500 Startups im Silicon Valley, an dem ich teilnahm. Eine supersmarte Person nach der anderen kam auf die Bühne und pitchte Apps, die Schuhe mit dem richtigen Träger kombinieren konnten, wöchentlich Make-up verschickten und so weiter.“
„Es ist ja nichts grundsätzlich falsch an Chichi, auch nicht im Kontext von Technik. Aber mich beunruhigt es, dass so viele exzellente Fachkräfte eingesetzt werden, um Lösungen zu entwickeln, nur weil man glaubt, dass sie Geld bringen – und nicht, um echte Probleme, die viele Menschen betreffen, zu lösen.“
Auf der Oslo Innovation Week 2018 organisierten Ringnes und TENK das Girl Tech Fest. Die Veranstaltung brachte einen Schultag lang Mädchen zusammen, um gemeinsam zu programmieren und sich mit Technologie und Design zu beschäftigen.
„Mehr als 1.000 junge Mädchen aus Schulen in ganz Norwegen haben Code geschrieben und einen ganzen Tag lang mit Technologie gespielt“, so Ringnes, die die Veranstaltung leitete. Zu den Partnern zählten unter anderem das ICT Norway, die öffentliche Bücherei Oslo und das ODA Nettverk – das führende nordische Netzwerk für Frauen in der Tech-Industrie.
„Viele Mädchen entscheiden sich heute schon sehr früh gegen technische Berufe, und das ist eine Art Krise. Wenn wir erfolgreich gegen die Stereotypen angehen wollen, die das Aufwachsen junger Mädchen begleiten, müssen wir rechtzeitig damit anfangen“, sagt sie.
Angesichts der langfristigen Folgen beschreibt sie dies als „enorm wichtige Aufgabe“.
Isabelle Ringnes
Wir müssen alles in unserer Macht Stehende tun, um nicht nur Mädchen, sondern auch Minderheiten in die Entwicklung neuer Technologien einzubeziehen.
„Die Grundlage von Technologie sind die Menschen, die sie erschaffen. Und heute sind Männer stark überrepräsentiert. Technologie wird in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen. Sie zu verstehen, wird deshalb sehr wichtig sein, um Entscheidungen zu treffen und zu verstehen, wie die Gesellschaft als Ganzes funktioniert.“
Ringnes nennt das Beispiel der künstlichen Intelligenz (KI). Sie glaubt daran, das KI zukünftig genutzt werden wird, um unsere Umwelt abzubilden. Die so gewonnenen Informationen werden dann als objektive Wahrheiten präsentiert – und möglicherweise auch so wahrgenommen.
„Heutzutage wird diese Technologie hauptsächlich von weißen Männern entwickelt, die für die Herausforderungen, vor denen andere Gruppen stehen, oft blind sind. Darüber hinaus werden historische Daten bei der Entwicklung von Algorithmen verwendet, und diese Daten werden durch eine Vergangenheit der systematischen Diskriminierung beeinflusst."
„Im schlimmsten Fall wird hierdurch die Ungleichheit in der Gesellschaft zunehmen. Wir befinden uns also jetzt an einem sehr wichtigen Punkt der Geschichte, an dem wir alles in unserer Macht Stehende tun müssen, um nicht nur Mädchen, sondern auch Minderheiten in die Entwicklung neuer Technologien einzubeziehen", schließt sie.