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See detailsSiebzig Prozent von Norwegens Einnahmen kommen aus dem Meer.
Norwegen hat sechsmal so viel Ozeanfläche wie Landfläche. Mehr als 200.000 Jobs sind hier verankert, vor allem in traditionellen Industrien wie Öl und Gas, maritimer Wirtschaft, Seafood, aber auch in zukunftsorientierten Industrien wie Offshore-Windkraft und grüner Schifffahrt. Zusammen erwirtschaften diese Branchen jährlich rund 53 Mrd. Euro.
Hier finden Sie eine Übersicht über einige der spannendsten Entwicklungen in den Bereichen nachhaltige Fischerei und Aquakultur, saubere Energie und grüner Schiffsverkehr.
Norwegen ist nach China der zweitgrößte Exporteur von Seafood weltweit. 2019 exportierte Norwegen 2,7 Millionen Tonnen Seafood (sowohl gezüchtet als auch wild gefangen) in Höhe von rund 10 Mrd. Euro. Dies entspricht 36 Millionen Mahlzeiten pro Tag und Jahr oder 25.000 Mahlzeiten pro Minute.
Die norwegische Regierung will sicherstellen, dass die Fischzucht Rücksicht auf natürlichen Ressourcen nimmt. Daher wurden die Umweltauswirkungen der Aquakulturindustrie 2019 umfassend bewertet. Diese Bewertung wird alle zwei Jahre wiederholt, um die Produktionskapazitäten an ein nachhaltiges Niveau anzupassen.
Die norwegischen Zulieferer der Aquakulturindustrie leisten ihren Beitrag, indem sie Lösungen entwickeln, die die Produktionseffizienz steigern, das Wohlbefinden der Fische verbessern und die Umweltbelastung minimieren. Sea Smart beispielsweise hat eine drahtlose Sensordrohne zur Überwachung von Aquakulturkäfigen entwickelt. Die Drohne sammelt Daten, mit denen Fischzuchtbetriebe die Futtergenauigkeit verbessern und so Abfall reduzieren und das Wachstum steigern können. FiiZK unterdessen liefert komplett geschlossene Aquarien, die einen vollständigen Schutz vor Parasiten bieten und ein Entweichen sowie Emissionen von Fischen verhindern.
Die Offshore-Aquakultur ist sehr vielversprechend, da der offene Ozean mehr Platz, tiefere Gewässer und stärkere Strömungen bietet. SalMar hat Ocean Farm 1 - eine der weltweit ersten Offshore-Fischfarmen - vor der Küste Norwegens installiert. Die Pionieranlage ist die größte der Welt und kann ungefähr 1,5 Millionen Atlantiklachse aufnehmen. Sie ist mit Kameras, Sauerstoffsensoren und anderen digitalen Lösungen ausgestattet, um so viele Daten wie möglich zu erfassen.
Environmental Vision Norway (EVN) hat einen anderen Ansatz gewählt und das autonome Offshore-Fischzuchtschiff entwickelt. Das Schiff kann in ungeschützten Gebieten verankert werden, in denen Fische aufgrund von natürlich gut belüftetem Wasser schneller wachsen und Meeresströmungen Nährstoffe zurück in das Ökosystem führen können.
Norwegische Unternehmen prüfen auch Möglichkeiten zur Kultivierung neuer Meeresressourcen wie Seetang und Mikroalgen.
Norwegen ist weltweit bekannt für die verantwortungsvolle und nachhaltige Bewirtschaftung der Fischbestände und anderer Meeresressourcen. 2019 erlaubte die Regierung den Start einer neuen Fischerei, die kommerzielle Ernte des Ruderfußkrebses Calanus finnmarchicus. Das Unternehmen Calanus nutzt diese erneuerbare Ressource, um ein Nahrungsergänzungsmittel für den Menschen, Calanus® Oil, sowie nährstoffreiches Aquakulturfutter zu produzieren.
Auch digitale Lösungen tragen dazu bei, die Fischerei nachhaltig zu halten. Das Unternehmen Maritech liefert beispielsweise Software, mit der Seafoodprodukte von der Herkunft bis zum Tisch getrackt und verfolgt werden können. Dies ermöglicht den Nachweis, dass Meeresfrüchte nachhaltig und legal gefangen werden.
Aufstrebende Ocean Industries können vom Technologietransfer und dem Know-how der norwegischen Offshore-Öl- und Gasindustrie profitieren.
Ein Beispiel ist die schwimmende Offshore-Windkraft. Der norwegische Konzern Equinor war mit der Eröffnung von Hywind Scotland, dem weltweit ersten schwimmenden Offshore-Windpark, 2017 ein Pionier auf diesem Gebiet. Das Unternehmen entwickelt derzeit Hywind Tampen, den weltweit ersten schwimmenden Offshore-Windpark zur Stromversorgung von Öl- und Gasplattformen, der 2022 in Betrieb genommen wird.
Die Kosten für schwimmenden Wind sinken, was ihn auch international attraktiver macht. Die norwegische Zulieferindustrie nimmt Gestalt an. Origo Solutions beispielsweise entwickelt SCADA-Systeme für schwimmende Offshore-Windparks, und MacGregor bietet Festmacherlösungen für Windkraftanlagen. 4Subsea wiederum liefert autonome Sensoren und Software zur Überwachung von schwimmenden und bodenfesten Offshore-Wind-Unterkonstruktionen.
Norwegen verfügt über jahrzehntelange Erfahrung darin, CO2 aus der Öl- und Gasförderung zu gewinnen und es unter dem Meeresboden auf dem norwegischen Festlandsockels zu lagern. Derzeit läuft ein umfassendes Demonstrationsprojekt, das Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoff (CCS) aus der Industrie untersucht. Dazu gehören konzeptionelle Studien zu den CO2-Abscheidungen einer Zementfabrik und einer Müllverbrennungsanlage in Norwegen sowie eine Studie zu Transport und Lagerung in einer Hochleistungsanlage, die Equinor in Zusammenarbeit mit Shell und Total durchgeführt hat. Das norwegische Erdöldirektorat schätzt, dass es möglich ist, mehr als 80 Milliarden Tonnen CO2 in Reservoirs auf dem Festlandsockel zu speichern.
Das Direktorat bekam auch die Aufgabe, die Mineralvorkommen auf dem Meeresboden des norwegischen Kontinentalschelfs zu kartieren. Hieraus könnte eine Tiefseebergbau-Industrie für die Gewinnung von Mangan, Metallsulfiden und Lithium entstehen – alles Stoffe, die für die Produktion von Smartphones, Windanlagen, Batterien von Elektroautos und Elektrogeräten unerlässlich sind. Auch hier wird sich Norwegens Erfahrung in der Offshore-Öl- und Gasindustrie bezahlt machen und dem Land Vorteile verschaffen.
Norwegen ist eine Meeresnation, für die die Schifffahrt immer ein wichtiger Industriezweig bleiben wird. Die Transportwege des Meeres sind eine nachhaltige Alternative für die Güterbeförderung über kurze und lange Strecken.
Das Green Shipping Programme wurde 2015 ins Leben gerufen und ist das Ergebnis einer öffentlich-privaten Partnerschaft. Das Programm zielt darauf ab, Norwegens Position als führende Schifffahrtsnation zu stärken und skalierbare Lösungen für eine effiziente und umweltfreundliche Schifffahrt zu finden. Bisher wurden rund 20 große Pilotprojekte für grüne Häfen, LNG/VOC/batteriebetriebene Shuttle-Tanker, autonome emissionsfreie Schiffe und weiteres gestartet.
Beim Personenverkehr haben strenge Anforderungen an das öffentliche Beschaffungswesen und die Konzentration der Industrie auf umweltfreundliche Hightech-Lösungen zu einem Boom umweltfreundlicher Fähren geführt. Bis 2021 werden entlang der Küste etwa 70 vollelektrische oder Hybridfähren im Einsatz sein - das entspricht mehr als einem Drittel der Autofähren des Landes.
Diese Entwicklungen werden nicht nur die inländischen Treibhausgasemissionen senken. Sie werden die maritime Industrie Norwegens auch in die Lage versetzen, diejenigen emissionsarmen und emissionsfreien Lösungen zu liefern, die es braucht, um das Ziel der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO) zu erreichen: die Halbierung der Emissionen der internationalen Schifffahrt bis 2050 – und natürlich die noch ehrgeizigeren Ziele des Pariser Abkommens.
Norwegen ist internationaler Vorreiter für den Erhalt der Gesundheit des Ozeans bei gleichzeitig nachhaltiger Nutzung seiner Ressourcen. Ministerpräsidentin Erna Solberg ist Vize-Vorsitzende des High Level Panel for a Sustainable Ocean Economy (Ausschuss für die nachhaltige Bewirtschaftung des Ozeans). Norwegen ist zudem eines der Teilnehmerländer, die maßgeblich an der Entwicklung der UN Global Compact Action Platform for Sustainable Ocean Business (UN Global Compact-Aktionsplattform für nachhaltige Geschäftstätigkeit im Ozean) beteiligt sind.