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Norwegen sieht viele Möglichkeiten in der Ressourcennutzung von morgen

7. Mai, 2019
VON The Explorer
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Borregaard

Heute ist es wichtiger denn je, nachhaltig mit Ressourcen umzugehen. Norwegen hat das Glück, (mit Bedacht) auf zahlreiche natürliche Ressourcen zurückgreifen zu können.

Von jeher haben sich Menschen den Reichtum der Natur zunutze gemacht. Bis vor Kurzem war Ressourcenknappheit noch kein Problem. Doch nun wird es immer deutlicher, dass manche Rohstoffe bald aufgebraucht sein werden. Die Ressourcennutzung der Zukunft muss die Grenzen unserer Umwelt zwingend respektieren.

Norwegen hatte schon immer Zugriff auf eine große Menge natürlicher und biologischer Ressourcen. Fisch, Öl und Gas, Mineralien, Wälder und Wasserkraft sind die bekanntesten. Mit dem Trend hin zu einem grüneren Lebensstil suchen nun aber auch die Norweger nach neuen Wegen, um die verfügbaren Rohstoffe in nachhaltigen geschlossenen Kreisläufen zu nutzen. Dies ist ein Überblick der spannendsten aktuellen Entwicklungen in Norwegen.

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Landbasierte Glitne-Heilbutt-Farm.

Arve Ullebø

Neue Verwendung für alte Ressourcen

Norwegen verfügt über riesige Ozeanflächen und umfassendes Wissen im Bereich der Aquakultur. Das Land ist nach China der größte Exporteur von Meeresfrüchten weltweit und birgt ein riesiges Potenzial für den Ausbau der Meeresindustrien.

Eine spannende Entwicklung ist die sogenannte integrierte multitrophische Aquakultur, bei der zusätzlich neue Arten von Biomasse produziert werden. Die Firma Ocean Forest wurde von der Lerøy Seafood Group und der Umweltorganisation Bellona gegründet. Das Unternehmen züchtet Kelp und erforscht zudem die Kultivierung von Seegras, Kelp und Biomasse und Fischen in einem gemeinsamen Raum. Dem Konzept liegt ein Kreislaufmodell zugrunde, bei dem alle Nährstoffe der Aquakultur verwertet werden.

Die Erdöl-Industrie verhalf Norwegen zu einem großen Erfahrungs- und Technologieschatz, der sich für den Abbau weiterer natürlicher Rohstoffe wie Mineralien nutzen lässt. Mineralien und seltene Erdmetalle könnten für Norwegen zu einem wichtigen Exportgut werden. Für die Produktion von Smartphones, Windanlagen, Kabeln, Batterien von Elektroautos und Elektrogeräten sind diese Stoffe unerlässlich.

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NorSun

NorSun ist ein führendes Unternehmen für leistungsstarke monokristalline Siliziumingots und –scheiben. Siliziumscheiben sind die Grundbausteine von Solarzellen, die wiederum für Solarmodule benötigt werden, und haben einen hohen Exportwert.

Erdölbasierte Chemikalien werden noch immer für die Herstellung vieler Produkte verwendet wie in Klebstoffen, Überzügen, Kosmetikartikeln, Haushaltsreinigern und Verpackungsmaterialien. Diverse norwegische Unternehmen erkannten jedoch das Potenzial, diese Zusätze durch Waldbiomasse zu ersetzen. Davon gibt es in Norwegen genug.

Borregaard betreibt zum Beispiel die fortschrittlichste Bioraffinerie weltweit. Die grünen und nachhaltigen Produkte basieren auf erneuerbaren Rohmaterialien und der einzigartigen Unternehmensexpertise. Exilva ist eine seiner Entwicklungen, ein starker Klebstoff, der aus dem Zellstoff skandinavischer Wälder hergestellt wird. Exilva ist der erste kommerziell verfügbare Faserkleber auf Cellulose-Basis.

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Nicolas Tourrenc

Vollständige Nutzung aller Rohstoffe

Mit Hilfe neuen Wissens und neuer Technologien können bislang ungenutzte natürliche Rohstoffe zum Ausgangstoff neuer Industrien werden. Für den Marinesektor trägt zum Beispiel das Norwegian Centre of Expertise (NCE) Blue Legasea Erfahrungen, Ressourcen und Wissen aus allen Bereichen der Wertschöpfungskette zusammen. Ziel ist es, Norwegen zur führenden Kraft für nachhaltige Wertschöpfung durch volle Ausschöpfung der maritimen Rohstoffe zu machen. Mobile SeaLab, ein Labor in einer von Norwegens führenden Forschungseinrichtungen (SINTEF) tut das Gleiche. Das Mobile SeaLab umfasst eine kleine, aber voll funktionsfähige Fabrik für die Rückgewinnung von Öl, proteinreichen Anteilen und anderen Nährstoffen aus Rohstoffresten der Fischerei.

In der norwegischen Landwirtschaft fallen jährlich um die 415.000 Tonnen an Rohstoffabfällen an. Vieles davon wird zu Tierfutter weiterverarbeitet. Doch es gibt noch bedeutend mehr Anwendungsgebiete für diese Reste. Norilia hat bereits Erfolg damit, wertvolle Produkte aus etwas zu erschaffen, das einst als Müll galt. Das Unternehmen stellt Felle und Tierhäute, natürliche Überzüge, Wolle und essbare Fleischprodukte her. Über die landwirtschaftliche Genossenschaft Nortura verwertet die Firma um die 150.000 Tonnen an Nebenprodukten und Überschuss aus der Fleisch- und Geflügelindustrie und erwirtschaftet so einen jährlichen Umsatz von rund 51 Millionen Euro, 70 Prozent davon aus Exporten.

Norilia kooperiert zudem mit dem Biotech-Unternehmen Biovotec und dem Nahrungsmittelforschungsinstitut Nofima. Gemeinsam wollen sie ein ökologisches Pflaster aus Eierschalmembran entwickeln, das chronische Wunden heilen soll. Norner arbeitet in der Zwischenzeit an einem Kunststoff aus Kartoffelschalen.

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Jon-Are Berg-Jacobsen

Wiederverwertung ermöglicht konstante Ressourcennutzung

Die Nutzung ökologischer und natürlicher Ressourcen ist nicht zwangsläufig nachhaltig. Um die Natur und ihre Grenzen wirklich respektieren zu können, müssen Produkte und Materialien durch Recycling und Wiederverwertung im Gebrauch bleiben. Das ist ein Prinzip einer Kreislaufwirtschaft und bietet viele ökonomische, ökologische und soziale Vorteile. Norwegische Firmen haben sich diesbezüglich bereits in verschiedene Felder vorgewagt.

N2 Applied entwickelte zum Beispiel eine Technologie, die es Bauern ermöglicht, Stickstoffdünger auf ihren eigenen Höfen zu produzieren. Sie binden den Stickstoff aus der Luft und lassen ihn mit dem Ammoniak des Viehdungs reagieren. Eine Win-Win-Situation, die für weniger Treibhausgasemissionen aus Viehhaltung sorgt, Rohstoffe effizienter nutzt und Kosten senkt. Auch Studenten sind auf den Trichter gekommen. Das innovative Studentenunternehmen Plarva Solutions SB arbeitet an der Lösung wichtiger Probleme – der Meeresverschmutzung und schadstoffbelastetem Plastik. Unter anderem setzen die Mitarbeiter Raupen ein, die ein Enzym absondern, welches Plastik aufspaltet, sodass daraus Biokraftstoff hergestellt werden kann.

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N2 Applied