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See detailsDie Städte der Welt wachsen dramatisch. Mit diesem Wachstum sind große Herausforderungen verbunden: Für neue Gebäude werden große Mengen an kohlenstoffintensiven Materialien benötigt, Baustellen werden mit spritschluckenden Schwermaschinen betrieben. Die Gebäude der Zukunft müssen mit einem geringeren Energieaufwand gebaut werden können. Insgesamt trägt die Bauwirtschaft 39 Prozent zu den weltweiten Treibhausgasemissionen bei.
Norwegen ist auf dem Weg zu einer umweltfreundlicheren und nachhaltigeren Bauwirtschaft. Das Land hat eine gut entwickelte Industrie, die auf hochwertige Rohstoffe zugreifen kann – und weiß, wie man sie verantwortungsvoll nutzt.
Die starke öffentliche Hand ist der landesweit größte Auftraggeber für Bauprojekte und nutzt diese Marktposition, um strenge Anforderungen an Entwickler, Auftragnehmer und Lieferanten zu stellen. Zudem werden umweltbewusste Unternehmen durch öffentliche Förderprogramme unterstützt. Diese übernehmen einen Teil des finanziellen Risikos, das mit der Entwicklung, Erprobung und Vermarktung kohlenstoffarmer Technologien verbunden ist.
Zudem haben Norwegens Arbeitnehmer die weltweit höchste digitale Kompetenz und das Land ist Vorreiter beim Einsatz von künstlicher Intelligenz und dem Internet der Dinge. Diese bahnbrechenden Basistechnologien ermöglichen es, ressourcen- und energieeffizientere Gebäude und Baustellen zu errichten.
In drei Bereichen stellt Norwegen die Weichen für die grüne Bauindustrie der Zukunft:
Bei der Herstellung von Beton und Stahl entsteht viel Kohlendioxid. Die Stahlproduktion ist nicht nur energieintensiv, sondern es werden auch hohe Kohlenstoffemissionen aus Eisen und Silizium freigesetzt.
Eine mögliche Lösung ist die CO2-Abscheidung und -Speicherung (CCS) bei den Anlagen zur Herstellung von Baumaterialien. Das staatliche Unternehmen Gassnova hat eine weltweit einzigartige Expertise im Bereich CCS aufgebaut. Unter anderem unterstützt es im Rahmen des Climit-Programmes die Erforschung, Entwicklung und den Einsatz zukunftsweisender CCS-Technologien.
Eine voll funktionsfähige CCS-Anlage gibt es bereits bei der Fernwärmeanlage bei Klemetsrud in Oslo, und die norwegische Industrie beginnt, CCS in großem Maßstab einzusetzen.
Ein weiterer Ansatz ist es, keine oder deutlich weniger kohlenstoffintensive Materialien im Bauwesen einzusetzen. Norwegen verfügt über ausgedehnte Waldflächen und ist weltweit führend, wenn es um den Ersatz von Stahl durch Massivholz geht.
Im ostnorwegischen Brumundal steht das mit 18 Stockwerken höchste Holzgebäude der Welt, Mjøstårnet. Gebaut wurde es aus dem Brettschichtholz der Firma Moelven. In seiner Festigkeit, Flexibilität und Haltbarkeit kann Brettschichtholz mit Stahl konkurrieren.
Norwegen hat eine der nachhaltigsten Forstwirtschaften weltweit. Aufgrund der strengen Vorschriften kann praktisch kein Baum gefällt werden kann, ohne einen neuen zu pflanzen. Norwegische Holzgebäude gehören daher zu den umweltfreundlichsten Gebäuden überhaupt.
Der neue North Pier am Osloer Flughafen Gardermoen ist ein weiteres Beispiel für den innovativen Einsatz von Materialien. Das Dach ist aus Holz gebaut, und das restliche Gebäude besteht größtenteils aus recycelten Materialien, klimafreundlicher Isolierung und Beton, bei dem ein Teil des Zements durch wiederverwerteten Abfall ersetzt wurde.
Wenn schon Beton verwendet wird, warum dann nicht einer, der die städtische Luft reinigt? Joma International setzt fortschrittliche Nanotechnologie ein, um Beton herzustellen, der die umweltschädlichen Chemikalien in seiner Umgebung auflöst. Dies führt zu sauberen Gebäuden, reinerer Stadtluft und nachhaltigen Stadträumen.
Baustellen sind eine Hauptursache für Treibhausgasemissionen. Oslo wächst schnell, und schätzungsweise ein Fünftel der gesamten Emissionen der Stadt wird durch Baustellen verursacht. Deshalb nutzt die Stadt Oslo ihre Position als größter Bauherr der Stadt, um strenge Anforderungen an die Bauunternehmer zu stellen und einen Markt für CO2-freie Maschinen zu schaffen. Dies wiederum hat Lieferanten wie PON und NASTA dazu veranlasst, spezielle vollelektrische Bagger, Spritzbetongeräte oder Lastwagen zu entwickeln.
Große norwegische Bauträger wie Veidekke und NCC stellen einen Fuhrpark an schweren, elektrischen Baumaschinen zusammen, so dass sie vorbereitet sind, wenn bald alle Projekte CO2-frei sein sollen.
Die Stadt Oslo hat das Ziel vorgegeben, dass bis 2030 alle Baustellen vollständig emissionsfrei sein müssen. Manchen Prognosen zufolge wird dieses Ziel bereits 2025 erreicht sein. Delegationen aus der ganzen Welt kommen nach Oslo, um zu erfahren, wie eine Stadt gleichzeitig wachsen und ihre Emissionen senken kann.
Eine wichtige Rolle beim Ressourcenverbrauch und den CO2-Emissionen spielt auch, die Verwaltung einer Baustelle. Studien zeigen, dass bis zu 50 Prozent der Zeit auf Baustellen verschwendet wird. Die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Interessengruppen vor Ort ist oft ineffizient, was dazu führt, dass Ressourcen verschwendet werden. Mit der Cloud-basierten Bimsync-Plattform hat Catenda eine Lösung entwickelt, die eine transparente und effiziente Zusammenarbeit auf Baustellen gewährleistet.
RoMY Clima hat unterdessen eine intelligente Lösung entwickelt, die Baustellen ohne den Einsatz von umweltbelastenden Generatoren mit Wärme versorgt.
Gebäude müssen nicht nur energieeffizienter gebaut, sondern auch mit wesentlich weniger Energie und Ressourcen betrieben werden können. Norwegen ist ein Pionier beim Betrieb von Null-Energie- oder Plus-Energie-Gebäuden: Bauten, die entweder keinen Nettoverbrauch an erneuerbaren Energien haben oder die mehr Energie erzeugen, als sie verbrauchen und diese wieder ins Netz einspeisen.
Das neue Nationalmuseum in Oslo wird nach seiner Fertigstellung Skandinaviens größtes Kulturgebäude sein. Als Null-Energie-Gebäude wird es unter anderem mit Wasser aus dem Oslofjord beheizt. FutureBuilt, eine Zusammenarbeit von 10 Partnern aus dem öffentlichen und privaten Sektor, unterstützt und fördert Pilotprojekte für klimaneutrale Gebäude in Norwegen.
Energieeffizienz im Neubau ist nicht nur bei großen Geschäfts- und Kulturgebäuden wichtig, auch neue Häuser sollen weniger Ressourcen verbrauchen. Nordic Smart House hat kostengünstige, modulare und energieeffiziente Gebäude entwickelt, die dazu beitragen können, die Emissionen zu senken und gleichzeitig die wachsende städtische Bevölkerung mit Wohnraum zu versorgen.
Und kein Gebäude ist eine Insel: Die Art und Weise, wie Gebäude im Verhältnis zu anderen Gebäuden, Infrastruktur und angrenzenden Räumen gestaltet werden, ist wichtig für die Nachhaltigkeit eines Gebäudes. Spacemaker nutzt künstliche Intelligenz, um Immobilienentwicklern und Architekten zu helfen, gemeinsam intelligente und nachhaltige Stadträume zu schaffen.